Die AHV wird in den nächsten Jahren mehr Geld brauchen. Das ist bekannt und unbestritten. Zu diesem Zweck muss einerseits gespart und anderseits mehr Geld eingenommen werden. In der Vorlage, über die wir abstimmen dürfen, soll das Sparen durch die Angleichung des Frauen-Rentenalters an dasjenige der Männer, zusätzliche Einnahmen durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer erreicht werden.
Dass das
Frauenrentenalter irgendwann auf 65 Jahre erhöht werden wird, leuchtet mir ein.
Was mich aber bei dieser Vorlage stört, ist die fehlende Gerechtigkeit oder
Opfersymmetrie. Die Einsparungen erfolgen durch eine Verschlechterung für die
Frauen, was gerade die in schlechter bezahlten Berufen Beschäftigten besonders belasten
wird.
Die Mehreinnahmen
erfolgen anstatt über Lohnprozente - was von Anfang an die logische und sozialste
Finanzierung der AHV war - über eine Erhöhung der Mehrwertsteuern. Die
geringer Verdienenden müssen ihr ganzes Einkommen für den mehrwertsteuerpflichtigen
Konsum ausgeben, während die oberen Klassen bedeutende Teile ihres Lohns
mehrwertsteuerfrei und auch noch steuerbegünstigt über die 3. Säule
beiseitelegen können.
Wenn ich nun noch die geplante
teilweise Streichung der Verrechnungssteuer in Betracht ziehe, dann fällt mir
auf, wie einseitig, wie unsozial Geld von unten nach oben umverteilt werden
soll. Die Verrechnungssteuer ist doch eingeführt worden, um Steuerhinterziehung
zu erschweren oder verunmöglichen. Das soll also für Grosskonzerne nicht mehr gelten,
für Normalsterbliche aber schon?
Ich fände es
wünschenswert, dass die Bürgerlichen in Bern und auch in St. Gallen sich wieder
vermehrt auf die für die Schweiz doch sehr erfolgreichen Zeiten der „sozialen
Marktwirtschaft“ zurückbesännen, anstatt Sozialabbau anzustreben. Ich lehne
aus diesen Gründen die AHV-Revision, die Erhöhung der Mehrwertsteuer und die
teilweise Abschaffung der Verrechnungssteuer ab.